Letzte Aktualisierung

01.01.2024




Jahresberichte geben Auskunft über die Bestandsentwicklung 


Seit Mitte der 1980er Jahre ist der weltweite Bestand an Weißstörchen stark angestiegen, was durch Storchenzählungen sehr gut dokumentiert ist. Gebiete, aus denen der Weißstorch verschwunden war, konnten wiederbesiedelt werden. In Österreich und der Schweiz sind die Weißstorchenbestände heute größer als zur Zeit der ersten Zählung 1934.


Der Weißstorch war ehemals im gesamten Mitteleuropa ein verbreiteter Brut- und Sommervogel. Im Zuge der Industrialisierung kam es jedoch zu großen Bestandsrückgängen. Zu den Gründen zählen wahrscheinlich das Trockenlegen von Feuchtgebieten, die Umwandlung von Wiesen in Felder sowie Stromschläge durch Freileitungen (vgl. Vogelschlag). Insbesondere die Populationen der nach Westen ziehenden Weißstörche sind zum Teil bis auf lokale Restbestände eingebrochen. Durch Auswilderung wurden diese Restbestände gestützt, was dazu geführt hat, dass sich im Westen Mitteleuropas zunehmend Standvögel aufhalten, die teilweise von Fütterungen durch den Menschen abhängig sind.


Im Jahr 1934, bei der ersten internationalen Storchenzählung, gab es auf dem Gebiet des heutigen Deutschlands etwa 9000 Storchenpaare, 1959 waren es 4800. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre wurde mit 2949 Paaren ein Tiefststand erreicht. Zu Beginn des dritten Jahrtausends brüten in Deutschland wieder etwa 4500 Storchenpaare. Hinzu kommen ca. 400 Paare, die in Tierparks, Vogelpflegestationen oder deren Umgebung etc. brüten und sich dort aus dem Futterangebot ernähren. Diese futterabhängigen Paare werden gesondert aufgeführt. Noch 2004/05 nisteten 90 % der fast 4500 Storchenpaare in Deutschland in den neuen Bundesländern, in den 1950er Jahren lag dieser Anteil bei 50 %. Seither erholen sich die Populationen in Westdeutschland deutlich, während sie in Ostdeutschland stagnieren und teilweise, wie in Mecklenburg-Vorpommern, sogar rückläufig sind. Im Jahre 2018 brüteten zwei Drittel der mittlerweile 6900 Storchenpaare in Westdeutschland. Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Populationsanstieg in (Ost-)Deutschland weniger aus dem eigenen Bestand begründet ist, sondern hauptsächlich ein Resultat von Zuwanderung aus Osteuropa ist.  In der Roten Liste der Brutvögel Deutschlands von 2015 wird die Art in der Kategorie 3 als gefährdet geführt. 


Für die Ermittlung des deutschen Weißstorchbestandes hat der NABU die „Bundesarbeitsgruppe Weißstorchschutz“ gegründet, die in einem jährlich erscheinenden Bericht die Bestandszahlen veröffentlicht. Auf seinen Internetseiten zum Weißstorch argumentiert der NABU seit zehn Jahren immer noch mit Bestandszahlen bis zum Jahr 2008. Seitdem hat sich der Storchenbestand in Deutschland von 4297 Brutpaaren auf 6302 (2016) erhöht. Man kann deshalb davon ausgehen, dass sich der ökologische Zustand des Lebensraumes des Weißstorches merklich verbessert hat.

In der Schweiz gab es um 1900 etwa 140 Brutpaare. Der Bestand nahm aber in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts immer mehr ab, so dass 1950 keine Störche mehr in der Schweiz brüteten. Durch Auswilderung (auf Initiative von Max Bloesch, der als „Storchenvater“ bekannt wurde) und Schutz war der Bestand bis 2005 jedoch wieder auf 211 Paare angestiegen.

In Österreich finden sich die größten Brutbestände im Burgenland und im Marchfeld entlang der Donau. In den letzten Jahrzehnten bemüht man sich verstärkt um den Schutz des Weißstorchs. Speziell im Marchfeld kehren die Störche wieder auf Nistplätze auf Bäumen in freier Natur zurück, wie etwa in Marchegg, während im Burgenland Nester auf Hausdächern zum Ortsbild vieler Orte gehören, so in der Stadt Rust, wo es im Jahr 2008 16 Paare mit insgesamt 38 Jungen gab. Die erste Bestandserhebung wurde in Österreich 1934 durchgeführt und ergab 119–130 Brutpaare. Während es 1987 nur 276 Paare waren, brüteten im Jahr 2004 in Österreich wieder 392 Paare.


Polen gilt als das Land der Störche. Im Jahre 2004 wurden dort ca. 52.500 Paare gezählt. Das entspricht ungefähr einem Viertel des weltweiten Bestandes. Die polnische Umweltschutzorganisation Pro Natura ist der Meinung, dass sich das nicht allzu schnell ändern wird; denn in Polen, insbesondere in Masuren (im Nordosten Polens), haben die Störche ideale Lebensbedingungen.


Seit Mitte der 1980er Jahre steigt der Bestand an Weißstörchen in den meisten Brutgebieten innerhalb Europas wieder an. Einige Gebiete, aus denen der Weißstorch verschwunden war, konnten, teilweise unter Mithilfe des Menschen, neu besiedelt werden. Der V. Internationale Weißstorchzensus 1994/95 ergab einen Weltbestand des Weißstorchs von etwa 166.000 Paaren. Das ist ein Anstieg von 23 % gegenüber 1984. Der VI. Internationale Weißstorch-Zensus 2004/05 wurde wieder vom NABU (Michael-Otto-Institut im NABU in Bergenhusen) koordiniert. Die vorläufigen Ergebnisse ergaben einen weiteren Bestandsanstieg von 39 %, so dass der Weltbestand derzeit auf etwa 230.000 Paare geschätzt werden kann. Die IUCN stuft den Weißstorch dadurch als „nicht gefährdet“ ein.


Auf den britischen Inseln, wo seit etwa 600 Jahren keine brütenden Störche beobachtet wurden, wird durch Naturschutzorganisationen versucht, den Weißstorch wieder heimisch zu machen. Im März 2014 wurde in der Grafschaft Norfolk ein nistendes Storchenpärchen entdeckt. Der erste Weißstorchen-Nachwuchs in freier Wildbahn wurde im Jahr 2020 in West Sussex registriert.


Die Jungvögel fliegen manchmal auf ihren Erkundungsflügen im Spätsommer über die bayerische Grenze. Dann führt ihr Weg über den Bosporus, den Libanon, die Halbinsel Sinai und das Rote Meer. Über das Niltal geht es weiter Richtung Süden bis nach Ost- oder Südafrika.


 








































































































































































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